Die Wildenreuther Totenkrone (Sargkrone)

Sargkronen sind im Bereich der ehemaligen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth recht häufig. Die Obrigkeit verlangte ihre Anschaffungen ab 1733 beziehungsweise ab 1738 aus Kirchenmitteln. Sie ließen sich nur auf staatlichen Druck einführen, hielten sich,aber in manchen Gegenden bis in die 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts.
Im Bereich des Herzogtums Pfalz-Sulzbach, zu dem auch der Parksteiner-Weidener Raum gehörte, wurden bislang keine solchen Kronen gefunden.

Anders in Wildenreuth, wo sich ein solches Stück im Pfarrhof befindet. Aus den Unterlagen des Pfarrarchivs kann man das Anschaffungsjahr feststellen.
Unter Pfarrer Georg Ibbach wurden 2 Exp. Messing-Kronen auf die Särge für 10 fl. aus der Opfermasse (wohl Kollektengeld) angeschafft. und zwar im Jahre 1861. Heute existiert nur noch eine dieser Kronen.

Wozu dienten solche Sargkronen?
In früherer Zeit wurde sehr genau unterschieden zwischen dem Begräbnis verheirateter Toten und von Ledigen beziehungsweise Kindern. Die Bestattung verheirateter Personen lief im wesentlichen genauso ab, wie auch heute noch. Nur war die Reihenfolge: erst Zug zum Friedhof, dann erst der Gottesdienst in der Kirche.
Starb jemand dagegen unverheiratet, wurde er mit einer Totenkrone oder, bevor diese in Gebrauch kamen, mit einem Kranz auf dem Sargdeckel aufgebahrt beziehungsweise zu Grabe getragen. Die Deutung dieses Brauchs ist schwierig. Einige Experten denken an 1. Korinther 7, wo Ehelosigkeit als der Zustand betrachtet wurde, in dem man Gott am besten dienen konnte.

Andere wiederum meinen, sie dient als „Ersatz“ für die entgangene Brautkrone.
Warum wurden diese Kronen angeschafft? Man vermutet, daß es auf eine Initiative Ibbachs zurück geht. Er lernte diesen Brauch kennen, als er Vikar in ehemaligen Ansbacher und Bayreuther Landgemeinden war. Da die Totenkronen in den folgenden Inventaren (ab 1880) nicht mehr auftauchten, liegt die Vermutung nahe, daß ihr Gebrauch mit dem Abzug Ibbachs im Jahr 1866 aufhörte.

Siehe auch: Wikipedia Totenkrone