Wildenreuth · Kirchen- und Schulgeschichte
Hand in Hand mit der Besiedlung des Nordgaues ging die Einrichtung des Kirchenwesens. Die eingewanderten Baiern waren – wenigstens äußerlich – christlich. In den Herzen allerdings wucherte noch jahrhundertelang heidnischer Irrwahn und Aberglaube. Eigentliche Missionsarbeit aber war nur dort zu leisten, wo vereinzelte Siedlungen heidnischer Slaven bestanden. Wie die Besatzung und Besiedlung des Landes von den landesherrlichen Burgen aus für einen weiten Umkreis erfolgte, so entwickelten sich auch die ältesten vom Landesherrn oder Bischof gegründeten Pfarreien (= Ur-Pfarreien) aus weit ausgemessenen Seelsorgesprengeln. Eine solche Urpfarrei war in der heutigen Nordoberpfalz Windischeschenbach. Dort hatten Benediktiner des Regensburger Domklosters St. Emmeram wohl um 950 das erste Kirchlein zu Ehren ihres Klosterpatrons St. Emmeram gegründet.
Spätestens 975, als der heilige Bischof Wolfgang die bisherige Personalunion von Bischofsitz und Abtei aufhob, indem er dem Kloster einen eigenen Abt gab, gründete der Bischof die Pfarrei Windischeschenbach, eine Großpfarrei, aus der in den folgenden Jahrhunderten die Adelspfarreien Erbendorf, Falkenberg, Wiesau, Thumsenreuth und Wildenreuth, siehe „Beiträge zu Geschichte und Gegenwart des Haberlandes Kirchendemenreuth“, Seite 24 wo geschrieben steht: Nach Erlaß der vom Kurfürsten Ottheinrich zur Durchführung der Reformation in seinen Landen in Bayern am 4. April 1556 veröffentlichten Neuburger Kirchenordnung wurde gleich im darauffolgenden Jahr erstmals eine Kirchenvisitation vorgenommen, bei der über die dem Kloster und Stift Waldsassen inkorporierte Pfarrei Windischeschenbach (die pfarr gehe zu lehen und habe den einsatz vom stift Waldsassen) protokolliert ist: hat drey filialen Bernstein, Wellnreudt (Wildenreuth) Diemenreut; welcher der pfarher solle versehen, aber er versehe itzund allein Bernstein.
Daß hinzugefügt ist: Der Wildt hab einen eigenen pfarher zu Wellenreuth aufgesetzt, gibt der Vermutung Raum, daß der Filialsprengel Kirchendemenreuth vom benachbarten Landsassengut Wildenreuth aus, das seit der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts die Familie Wild und seit Anfang des 16. Jahrhunderts Wolf Wild von Wildenreuth in Besitz hatten, jetzt um der lutherischen Glaubenslehre willen pastoriert wurde, obgleich die kirchenorganisatorische Zugehörigkeit zu Windischeschenbach weiterhin gegeben war.
Ohnehin bestanden damals in der Pfarreiverwaltung von Windischeschenbach dadurch Unstimmigkeiten, daß – wie im Visitationsprotokoll von 1557 weiter vermerkt ist – der Pfarrer von Kirchendemenreuth Christoph Gleißenthaler den Zehnten aus der Pfarrei Windischeschenbach weiterhin in Anspruch nahm und damit einen Kaplan besoldete, wogegen sich itziger pfarher zu (Windisch)Eschenbach und die gemein zu (Kirchen)-Diemenreudt beschwerten ...) und die Kuratie Krummennaab hervorgingen. Als Gründer hatte der Bischof auch das Patronats (Besetzungs)recht auf die Pfarrei; 1379 vertauschte er dieses an die Landgrafen von Leuchtenberg gegen deren Pfarrei Teunz.
Als die Landgrafen ihre Herrschaft Neuhaus bei Windischeschenbach an das Reichsstift Waldsassen verkauften, kam an dieses auch das Besetzungsrecht auf die Pfarrei Windischeschenbach (im Jahre 1515). Und als im Jahre 1537 Kurpfalz das Stiftland an sich riß, bekam sie damit auch die Pfarrei Windischeschenbach, die damit dem mehrfach durch den kurpfälzischen Landes-herrn erzwungenen Religionswechsel verfiel. Innerhalb der Eschenbacher Großpfarrei wurden im 11. und 12. Jahrhundert Kapellen gegründet, meist durch die dortigen Adeligen zunächst als deren Burgkapellen: St. Veit in Alt-Erbendorf (= Altenstadt), St. Pankratius in Falkenberg, St. Michael in Wiesau, St. Ägid in Thumsenreuth, St. Nikolaus in Bernstein und St. Leonhard in Krummennaab sowie St. Jakob in Wildenreuth.
1597, am 25. April starb zu Reuth Wolf Christoph, der letzte der Trautenberger, dieses um Krummennaab so verdienten Geschlechts und wurde, wie 1584 sein Vater Heinrich in der Kirche zu Krummennaab beigesetzt; an der Südwand des Chores (zwischen Sakristei und Kanzel) befindet sich sein Grabmahl aus Quarz (2,05 m hoch): im Feld hält ein Engel einen Kranz; ringsherum sind 16 Ahnenwappen. Seine im Jahre 1603 verstorbene Witwe Amalia vermachte letztwillig der Krummennaaber Kirche ihr Bahrtuch (nach Abnahme der Wappen.
1623 erhielt der katholische Bayernherzog Maximilian, der Sieger am weißen Berg, vom Kaiser zunächst pfandweise, 1628 endgültig die Kur-Oberpfalz; als Mitbesitzer des Gemeinschaftsamtes wurde er somit auch Landesherr für Krummennaab und – da Krummennaab noch dazu kurpfälzisches, nunmehr alsotoberpfälzisch-baierisches Lehengut war, so hatte Maximilian als Landesherr erst recht Einfluß auf die Untertanen in Religionssachen: Mit Hilfe der Jesuiten, denen er die oberpfälzischen Pfarreien übergab, suchte er das Volk wieder zum katholischen Glauben ihrer Väter zurückzuführen. Sein Vizekanzler Simon von Labrique ging energisch vor: neben den übrigen Pfarrern des Gemeinschaftsamtes wurde auch der Krummennaaber auf 23. August 1627 nach Floß vorgeladen und ihm seine Absetzung eröffnet; nicht sofort trat der Hofmarks- und Patronatsherr Weickart von Rochau zum katholischen Glauben über, doch 1628 bereits tat er diesen Schritt als einer der Ersten vom Adel; Ostern 1629 folgten die meisten Adeligen der Umgebung, so Wolfheinrich von Trautenberg auf Lehen, die Witwe des Hans von der Grün auf Trautenberg und Burggrub, Veit Fr. von Saurzapf zu Burggrub, während Hanns Ludwig von Saurzapf auf Steinbühl beim lutherischen Glauben verharrte und diesen durch seinen gleichgesinnten Sohn Erdmann Christoph Ludwig auf Burggrub dem ganzen Geschlechte erhielt; der kalvinische Pankratz von der Grün auf Burggrub der alte Georg Fr. von Unruh auf Reuth, Hanns Georg von der Grün auf Trautenberg zogen die Auswanderung der Bekehrung zum katholischen Glauben vor.
Die Pfarrei Krummennaab wurde seit 1627 von den Jesuiten von Erbendorf aus versehen, dann aber vom Pfarrer von Windischeschenbach, der Krummennaab gerne wieder als Filiale haben wollte.
1620 hatten die Jesuiten vor den anrückenden sächsischen (= protestantisch) Truppen flüchten müssen. Die Krummennaaber Untertanen waren damals größtenteils katholisch.In jahrelanger Abwesenheit der katholischen Gebrüder von Rochau werden sie 1638 – 1642 von einem lutherischen Leutnant Hanns Schmidt aus Kirchenlamitz, der sich die Verwaltung der Hofmark anmaßt, auf alle Weise schikaniert; bewegliche Beschwerden des katholischen Pfarrers Wolfgang Egetter von Windischeschenbach, des Krummennaaber katholischen „Schuldieners“ (= Lehrers) Philipp Firn und der ganzen „Gemein“ gehen an den katholischen Herzog von Neuburg und seinen Parksteinischen Landrichter de la Haye. Unter anderem klagen die Krummennaaber, daß dieser „Faselhans“ – wie sie ihn wegen seiner Lügenhaftigkeit nannten, ihren H. Pfarrer vertrieben, sodaß er nicht mehr Gottesdienst bei ihnen halten wolle; ebenso den Schulmeister zum Wegzug gezwungen, viele Untertanen verprügelt, sie in ihren Rechten geschmälert usw. Habe auch die Untertanen, um sie mürbe zu machen, mit Einquartierungen belegt, nämlich jeden Bauer mit 2 – 3 Mann, jäden Köbler mit 1, die Schule und den Pfarrhof je mit 3 Mann.
Der „große Unfriede“ des 30jährigen Krieges (1618 – 1648) brachte außer diesen Glaubenskämpfen und Drangsalierungen durch solche Verwalter auch für Krummennaab Pest, Hungerszeiten, Truppenplünderungen und anderes mit sich. Nach dem Westfälischen Friedensschluß 1649 suchte der Sulzbacher Herzog auch das Gemeinschaftsamt wieder dem Luthertum zu gewinnen und verlangte die Wiederherstellung des luth. Bekenntnisses auf Grund des sogenannten Normaljahres 1624; durch die Obersten des Fränkischen Kreises wurden auch, mit Hilfe der noch in Weiden gelegenen schwedischen Besatzung die katholischen Geistlichen vertrieben und lutherische eingesetzt; in Krummennaab wurde Johann Adam Dümler durch den sulzbachischen Landrichter von Ehrnstein und den Superintendenten Clausnitzer angestellt.
Im Pfarreienverzeichnis des Bistums Regensburg vom Jahre 1326 erscheinen unter dem Dekanat (Kirchen)-Tumpach neben der Pfarrei (W-)„Eschenbach“ die Pfarreien „Pisa, Ermdorf, Valchenberch, Turrensreut“ (= Thumsenreuth), Krummennaab erhielt eine eigene Seelsorgestelle erst um 1440. In der Bistumsbeschreibung von 1438 ist sie noch nicht genannt, wohl aber im Dombauregister von 1459 („Crumnab“). Die adeligen Trautenberger auf Reuth waren die Hauptstifter; aber auch die Nothafft zu Krummennaab und die Redwitz auf Burggrub müssen zur Stiftung beigetragen haben; darum umfaßte auch der neue Pfarrsprengel die Orte Krummennaab, Reuth, Steinbühl und Burggrub. Da die Adeligen von Lehen und Trautenberg sich nicht beteiligten, gehörten diese Orte auch fernerhin zur Pfarrei Thumsenreuth (bei der sie katholischerseits bis 1920, protestantischerseits bis heute verblieben).