Grundriß der Kirche St. Jakobus und seiner Vorgängerbauten in Wildenreuth
Auf den ersten Blick wirkt unser Wildenreuther Gotteshaus wie aus einem Guß: weites Langhaus, runder Chorabschluß, große Fenster, stuckiertes Gewölbe, eine Ausstattung mit Gold und Engeln – all das weist in eine Zeit, die von den Kunstinteressierten die „Barockzeit“ genannt wird.
Dazu passt auch noch die Jahreszahl an der Nordseite des Turms: „1698“. Es scheint also klar: unser Gotteshaus ist ein Barockbau aus dem Jahre 1698.
Doch die Baugeschichte ist weit komplizierter, als der Anschein vermuten läßt. Tatsächlich wurde der heutige Bau erst von 1808 – 1811 errichtet, ja das Gewölbe entstand erst im Jahre 1832, worauf noch die Jahreszahl im Chorbogen hinweist.
Der jetzigen Anlage gingen mindestens zwei ältere Kirchenbauten vorraus, die sich in wenigen Resten noch erhalten haben. Von diesen Vorgängeranlagen wollen wir jetzt hören: Von dem ersten Kirchenbau in Wildenreuth sind noch die Fundamente an der Südwestecke der heutigen Kirche erhalten. Bei Drainagearbeiten anläßlich der Außenrenovierung im Jahre 1985 kamen zum Vorschein: sauber gehauene Buckelquader, die auf einen mittelalterlichen Bau schließen lassen.
Diese Fundamente gehören wahrscheinlich zu jener Burgkapelle St. Jakobus, die ein Ritter Wild von Wildenreuth im Vorhof seiner Burg hat errichten lassen – vielleicht nach einer Wallfahrt zu dem Grab des Apostel Jakobus des Älteren in Santiago de Compostella in Spanien.
Diese Burgkapelle, in die auch die Wildenreuther zum Gottesdienst gingen, müssen wir uns in ihrem Aussehen so vorstellen wie die Wilchenreuther St. Ulrichskirche: ein kleiner rechteckiger Bau ohne Kirchturm, vielleicht mit einem Obergeschoß, das als Pilgerherberge diente.
Ein Kirchturm fehlte jedenfalls diesem Kirchlein. Als Wildenreuth sich entwickelte und in der Reformationszeit um 1545 einen eigenen Pfarrer bekam, genügte die alte Burgkapelle nicht mehr.
Um 1580 wurde sie erweitert oder auch neugebaut, denn 1581 heißt es in einem Türkensteuerregister: „Das Gotteshaus hat diesmal nichts im Vorrat sein Vermögen ist verbaut worden“.
Inwieweit dieser Bau dann wieder umgebaut, ausgebaut und wieder aufgebaut wurde, ist derzeit noch unbekannt.
Jedenfalls wurde 1698 der Anlage im Westen ein Turm vorgesetzt, dessen Untergeschoß als Altarraum diente.
Wegen Baufälligkeit mußte dieses Gotteshaus im Jahre 1808 abgerissen werden, doch blieben der Turm und die Südmauer erhalten. Auch zahlreiche Gegenstände wanderten in den neuen Kirchenbau mit hinüber, zum Beispiel die Vortragekreuze, die Glocken oder Teile des alten Altars, die auf dem Schalldeckel der neuen Kanzel Verwendung fanden (Ehewappen Podewils-Lindenfels vom Jahre 1700 sowie die Figur des Mose).
Im Empire-Stil wurde die Kirche 1832 vollendet. Die Fertigstellung war nur möglich, nachdem die Katholiken gerichtlich gezwungen worden waren, die Hälfte der Baukosten zu tragen.
Der heutige Altar stammt hingegen aus der Paulanerkirche in Amberg. Bis zur Verputzung im Jahre 1985 konnte man die Baugeschichte unserer Kirche an der Südmauer noch ganz gut ablesen: wer aufpasste, sah noch mehrere vermauerte Fenster, die aus verschiedenen Zeiten stammten: ein kleines Fenster rechts neben dem Südportal geht vielleicht auf die alte Burgkapelle zurück, während zwei große runde Fenster dem im Jahre 1808 teilweise niedergelegten Bau zuzurechnen sind.
Altarbild der Kirche Wildenreuth
Der Altar wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts für die Amberger Paulanerkirche gestiftet. Diese Klosterkirche wurde im Jahr 1803 geschlossen und der Altar im Jahr 1812 nach Wildenreuth verkauft.
Die Kanzel wurde im Jahr 1833 mit einem Kostenaufwand von 150 Gulden neu errichtet.
Der Altar wurde im Jahr 1860 neu gefasst und mit dem jetzigen Altarbild„Auferstehung Chrsti“ vom Maler Wild aus Kemnath versehen.
Bemerkenswert ist noch der Grabstein, den Ritter Hans von Pudewels darstellend, umgeben von vier Wappenschildern und einem Ritterhelm, als Helmzier drei Federn tragend.
Die Umschrift lautet:
„Wohedl. gebor.: gest.: und manvest. H. Hanß Ernst von Pudewels auf Wildenreuth, Diebsfurth, Pechhoff : Leutenant: geb. 19.September 1638 zwischen 4 und 5 Uhr 11. Tags: 26 August 1669 bey Rewitz vor de Thor von 2 Churbayr. Reiterschelm zwischen 4 und 5 Uhr 11. Tags erschossen worden, da er in dieser Eitelkeit gelebet 30 Jahr 48 Wochen 6 Tag“.