Ortschronik Wildenreuth

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Landwirtschaft in und um Wildenreuth


Im Nordgau, dem baierischen Kolonial- und Markenland gab es kein freies Bauerntum.
Die Bewohner waren vielmehr in der Regel Hörige, Grundholden, auch Hintersassen genannt, der zahllosen Landsassen, das heißt jener Angehörigen des niederen Adels, die mit der Burghut der landesherrlichen Burgen, mit der Leitung der Rodung des waldbedeckten Landes betraut waren. Zum Lohn für ihre Tätigkeit erhielten „Ministerialen“ (adeligen Dienstmannen) in der Umgebung der betreffenden Burg Grundbesitz zugewiesen, auf dem sie sich ihren „Sitz“, ihre Burg errichteten. Ihre unfreien Bauern hatten nur ein Nutzeigentum an dem ihnen zur Bebauung zugewiesenen, aus der Rodung gewonnenen Boden. Waldbedecktendesherr irgendwo im Lande oder außer Landes auf Fahrt ging, führten daheim die Bauern ihren Pflug, als ob es auf der ganzen Welt nichts anderes gäbe, als ihr Stück Ackerland.

Schlichte, wortkarge Bauernarbeit hat unsere Heimat der Kultur erschlossen, frischen Boden gewonnen. Hinter dem Bauern stand aber dabei die festgefügte Grundherrschaft und ihre wirtschaftliche Kraft erst ließ das Werk der Rodung und Besiedlung gelingen. Mit der Handarbeit allein war es nicht getan; man brauchte Saatgut und Getreide, Vieh und Fahrnis, Hilfe bei allen Rückschlägen. Der Grundholde hatte Anspruch auf den Schutz seines Herrn, auf unentgeltliche Lieferung des benötigten Bauund Brennholzes.

Es ist eine naive Vorstellung, der man in manchen Volkskreisen begegnen kann, als sei jede ehemalige Burg eine Raubritterburg gewesen. Gewiß gab es Zeiten und Gegenden, in denen einzelne Angehörige des Adels sich auf Straßenraub und dergleichen verlegten. Doch waren dies Ausnahmen,wie es in jedem anderen Stande auch entartete Glieder gegeben hat und gibt. Auch dürfen wir uns das Verhältnis der Untertanen zu ihrem Grundherrn im allgemeinen nicht als unerträglich und feindselig vorstellen. Gewiß waren die Reichnisse und Leistungen, die sie ihrem Grund- und Gerichtsherrn schuldig waren, eine Last. Es wird meist darauf angekommen sein, wie der betreffende Hofmarksherr oder sein Verwalter seine Bauern behandelte.

Im Folgenden wollen wir die Besitzer der in der heutigen Gemeinde Krummennaab gewesenen Landsassengüter kennenlernen sowie – vor allem am Beispiel der ehemaligen adeligen Hofmark Krummennaab – die von den Hintersassen geschuldeten Leistungen.

Der Edelsitz oder – wie man damals sagte – die Landsasserei Krummennaab wurde also wohl von einem Zweig der Trautenberger gegründet, die sich nach ihrem neuen Sitz „die Chrumnaber“ nannten. Wie schon früher erwähnt, begegnen sie uns bis 1326 als Inhaber herzoglicher Lehen im Neustädter Bezirk, nämlich zu Sitzmannsdorf und Mohrenstein. Dann verschwinden sie aus der Geschichte; gleich vielen anderen alten Geschlechtern des Nordgaues sind sie wohl im 14. Jahrhundert ausgestorben.

Ihre Nachfolger in Krummennaab wurden die Wilde, die gleiches Wappen wie die Trautenberger und Pfreimder hatten und in mehrfachen verwandtschaftlichen Beziehungen zu diesen nachweisbar sind. Von ihrem Stammsitz Wildenreuth, den sie bis zum Aussterben des Geschlechtes 1613 behaupteten, griffen sie im sogenannten Haberland, zwischen Fichtel- und Heidenaab immer weiter um sich.

 

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