Ortschronik Wildenreuth

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Bergbau in Wildenreuth


Das Salbuch der Herrschaft Parkstein von 1440, das also unmittelbar nach den Husitenkriegen angelegt wurde, schreibt: „Das Jahr Anno 1440 hat man das Bergwerk Erbendorf wieder angehoben. Item zu Erbendorf ist vor Zeiten ein gut Silberwerk und Bergwerk gewesen und vor Jahren groß gewesen ist, daß möcht man noch bei Tag arbeiten lassen“.

Der Rückgang des Bergbaues zu Ende des 16. Jahrhunderts entging dem Kurfürsten Friedrich nicht. Am 31. Mai 1600 ließ er die Bergfreiheiten von 1565 wieder aufrichten. Der Erfolg war günstig. Der Bergbau um Erbendorf ging bald wieder vorwärts. Auf dem Wildenreuther Gebirge machte man damals Versuche in Bergbau auf Silber. Mit den dortigen Gruben belehnte Kaiser Rudolf II. am 25. Juni 1602 Richard Wild zu Wildenreuth.

In den Plärner Feldern grub man nach Eisen. Auf den reichen Segen Gottes in der Fuchsenzeche zu Steinbach äusserte sich Schichtmeister Christian Schmidt zu Erbendorf in einem besonderen Gutachten in dem es unter anderem heißt: „Durch Gottes Segen ist auf diesem Berggelände der Gang mächtig, das Erz rein und unrein, mit Feuerfetzen, doch mehr mit Sprengen in der Mang zu gewinnen, daher die ersten Gewerken hierauf ein Vitriolsiedwerk angerichtet, eine ziemliche Quantität desselben gemacht und nachher mit Nürnberg verhandelt, will aber Erz, wie der Augenschein in Feuerfetzen und Rösten erweiset, sehr schwefelig und den Zentner auf 20 Pfund Schwefel halten tut, wonach meines geringen Erachtens doch unmaßgeblich, nicht unrathsam, daß man erstlichen den Schwefel durch einen mit 11 Röhren, wie gebräuchlich, angerichteten Ofen, den man ohne daß dieses Erz seiner Härte halber mit starken Feuer rösten und zum Auslaugen also zwingen muß, davontriebe und dann das Kupferwasser nach und nach ablasse“. Dadurch hoffte Schmidt in einem Vierteljahr 68 Zentner Schwefel oder 510 fl und an Kupferwasser 136 Zentner oder 538 fl. zu gewinnen.

Nachdem man auf diesem Gutachten hier mehrere hundert Fuder Erz zutage gefördert hatte, war die Erbauung einer Poch-, Schmelz-, und Siedehütte notwendig geworden. Aber diese kostspielige Einrichtung stieß auf finanzielle Bedenken. Dazu starb Pfarrer Brandtner, der Leiter des Bergwerkes und so fand das Bergbauunternehmen bei Steinbach ein frühes Ende.

Aus jener Zeit besitzen wir eine Aufzeichnung eines auf der Wanderschaft zu Schwarzburg/Sonderhausen gestorbenen Goldsuchers, der ganz Deutschland durchzog. Seinen Namen hat niemand erfahren. Er hinterließ einen Ranzen mit Erzen und einem Büchlein, in dem unter anderem nachstehendes zu lesen ist: „Dieses Büchlein verehre ich Dir, lieber Vetter A. M., vor meinem Absterben zu Deiner Nachrichtung, damit Du erlangen kannst, was ich mit Gottes Hilfe erlangt habe, darüber Du Dich oftmals verwundert hast, wo doch mein Gold und Silber alles herkomme und kannst Reichtum erlangen mit wenig Mühe, mehr denn Dus bedarfst. Solches aber geschieht zur Dankbarkeit, daß mich Dein seliger Vater in Wassernöten errettet hat. Weil ich nun kein Kind noch Erben habe, so gönne ich Dirs und den Deinigen zum ewigen Gedächtnis“. Es folgt nun die Beschreibung jener 19 Orte, an welchen er Gold fand. Er berichtet nun über Pressath und fährt dann weiter. Frage daselbst auch nach einem Ort Besenberg (Hessenberg oder Hessenreuth) genannt, gehe von dannen nach Ehrendorf auf der rechten Hand, so siehest Du eine alte Kapelle stehen. Hinter derselben siehst Du verborgene Arbeit und einen Goldgang, ist eine schwarze wie Puder. Das erste, das Du findest, ist aber kein Gold dabei.

Amen, Amen! Unterschrift H. A. Fr.den 26. September Anno 1671 Anfangs Mai 1694 ließ Herzog Christian August an der Spitze einer Gewerkschaft das Schwefelkiesbergwerk zwischen Steinbach und Neuenreuth durch den Schichtmeister Josef Scharf, einen Steiger und 5 Bergleute wieder aufnehmen. Ew scheint,daß dieses Bergwerk im Jahre 1697 wieder einging. 1717 kam im Frühjahr das Vitriolbergwerk zum Segen Gottes wieder in Aufnahme. Sein Bestand war jedoch bloß von 2-jähriger Dauer.

König Wenzel (Böhmen) verlieh zu Nürnberg 1383 am Sonntag vor St. Gallus den beiden Brüdern Jakob und Wolfhardt Wild zu Wildenreuth das dortige Silbergwerk und zur besonderen Förderung desselben Gerichtsfreiheit mit Amtstock und Galgen und all anderen Stadtrecht und Bergwerkrecht. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Erbendorfer Werke vollstän-dig brach lagen, schien bergmännisches Leben in der Umgebung von Thumsenreuth und Wildenreuth zu erwachen.

Die Brauneisenlager bei Wildenreuth hatten zu Bergbauversuchen Veranlassung gegeben. Dabei war man auf ein Gestein gekommen, das unter dem Namen „Schmirgel“ beim Schleifen des Spiegelglases Verwendung findet. Der Wildenreuther Schmirgel, ein sehr geschätzter Ersatz des echten Naxos-Schmirgels wurde im 19. Jahrhundert und im 20. Jahrhundert bis zum Weltkriege von den Glasschleifereien und Steinmetzgeschäften der Oberpfalz und des Fichtelgebirges verwendet und Einen anderen Schmirgelsorten vorgezogen. Gewonnen wurde er auf der dem Freiherrn von Podewils gehörigen „Karolinenzeche“, welche auf dem nördlichen Teil des „Langen Gewändes“ südöstlich vom Dorfe Wildenreuth gelegen ist.

Die Wochenschrift des Würzburger polytechnischen Vereins schrieb am 8. Juni 1866: „Es ist sehr erfreulich, daß man in Wildenreuth in der Oberpfalz ein Mineral gefunden hat, welches statt des im Handel vorkommenden, meist sehr unreinen, ja bisweilen ganz aus fremdartigen Substanzen gemengten Schmirgels, vorzugsweise aus edlem Granat-Almandin und aus Quarz besteht. Dieser den seltenen echten Naxos-Schmirgel vollständig ersetzende Wildenreuther Schmirgel ist bereits vielfach angewendet und als sehr brauchbar erprobt“.

Der berühmte Turmuhren- und Maschinenfabrikant Johann Mannhardt in München bestätigte am 8. Februar 1866: „Nebst anderen Gegenständen wurde eine 15 Fuß lange eiserne Drehbankwange mit Superschliffen mit einem Muster des Wildenreuther Schmirgels in einem Tag eingeschliffen, welche Arbeit sonst auch mit mit dem besten Naxos-Schmirgels in keinem kürzeren Zeitraum bewerkstelligt werden konnte. Die Körnung des angewendeten Musters wurde von dem Schlitten leicht eingezogen, der Schliff selbst zeigte einen noch feineren Spiegel, als der mit Schmirgel von Naxos hervorgebracht“.

Bis 1895 wurde von der Wildenreuther Schmirgelgrube nur im rohen Zustande Schmirgelgestein abgegeben, der Zentner kostete ab Wildenreuth RM 2.–, ab Bahnhof Windischeschenbach RM 2,30. Alle Glasschleifer äußerten sich mündlich oder schriftlich über die Brauchbarkeit des Schmirgels als Schleifmaterial. 1895 wurde ein Dampf-Pochwerk errichtet, um den Schmirgel grob verfertig bis staubfein zu liefern. Das gelieferte Schmirgelpulver konnte bei den Glasschleifereien nicht den gleichen Eingang wie Rohschmirgel finden. Auf die versandten Schmirgelpulverproben erfolgten nur wenige Bestellungen. Das Schmirgelpochwerk war von kurzer Dauer. An die Krupp-Werke wurden Preislisten gesandt und kleine Handmuster als Probe, eine Bestellung blieb allerdings aus. In der Schweinau unterhalb der Knierermühle wurde Lehm gegraben und auf der Ziegelhütte zu Frodersreuth Haus-Nummer 9 (Hofmann) zu Backsteinen und Dachziegel geformt und gebrannt.

Aufgezeichnet von Oberlehrer Georg Götz

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