Obstversteigerung
In früheren Jahren waren die Böschungen der Ortsstraßen nach Gössenreuth, zur Ostmarkstraße und zur Knierermühle ab Ortsende mit Obstbäumen verschiedener Sorten bepflanzt.
Da diese Bäume auf Gemeindegrund standen, konnte auch die Gemeinde frei über deren Ertrag verfügen. Je nach Reife wurde dann an einem Sonntagnachmittag im Herbst dieses Obst vom 1. Bürgermeister an die ärmeren Bevölkerungskreise, die selbst keine Obstbäume besaßen, versteigert. Der Versteigerungstermin wurde vom Gemeindediener mit Glocke, öffentlich ausgerufen. Die Versteigerung selbst erfolgte baumweise an den Höchstbietenden. Schon vor Beginn der Versteigerung hatte sich immer eine große Anzahl der Bevölkerung auf den oben angeführten Straßen eingefunden um das Obst und die Bäume zu begutachten. Bei großen Bäumen einigten sich oft zwei Familien und steigerten einen solchen Baum gemeinsam. Auch gab es manchmal Verdruß, wenn jemand einen Baum seinem Nachbarn vor der Nase wegschnappte. Die Preise für einen Baum lagen je nach Ertrag zwischen 5.– und 20.– DM.
Nach dem zweiten Weltkrieg verschwand auch dieser Brauch. Durch den Aus-, Um- und Neubau dieser Straßen sind Obstbäume an den Böschungen verschwunden.
Wurstfahren oder Spießrecken
So um die Zeit um Weihnachten wurde faßt in jedem Haus ein Schwein geschlachtet. Dieser Tag war jeweils ein kleines Fest im Jahre – jedoch konnte sich nicht jeder richtig sattessen an Fleisch und Wurst.
Hergestellt wurden in der Regel Blut- und Leberwürste, Pressack, Streich- und Speckwürste. Der größte Teil des Fleisches wurde zum Räuchern verwendet. Wenn dann gegen Abend alles fertig war, begann das große Festmahl. Es bestand aus Blut- und Leberwürsten, Kraut und Fleisch und als Beigabe Dotsch. An die Verwandten und Nachbarn wurden Schlachtschüsseln verteilt mit dem gleichen Inhalt.
Junge Leute vermummten sich abends, damit sie nicht erkannt wurden, nahmen einen langen Spieß aus Holz und banden vorne einen Topf dran. So marschierten sie dann zu dem Haus, in dem das Schlachtfest stattfand. Der Spieß mit dem Topf wurde zur Küchentür hineingehalten und dabei folgendes Sprüchlein aufgesagt:
„Wir hab’n g’hört, ihr habt’s heit g’schlacht
und recht große Würst g’macht.
Vom Pressack woll’n wir nichts begehr’n,
den ißt der Herr schon selber gern,
doch bitten wir den Herrn und Frau:
gebt uns auch was von euerer Sau!“
Daraufhin wurde von der Hausfrau der Topf reichlich gefüllt und der Inhalt in einem Nachbarhaus gemeinsam verzehrt.
Das Drischeldreschen und Strohbänder-Drehen
Früher wurden die Strohschiedl (Strohballen) mit Bändern aus Stroh zusammengebunden. Stricke aus Hanf oder anderen Materialien kannte man damals noch nicht. Das Stroh für die Strohbänder mußte mit der Drischel gedroschen werden, das mit der Dreschmaschine gedroschene Stroh war dafür zu brüchig. Das Roggenstroh wurde zweireihig in der Tenne aufgelegt, mit den Ähren nach innen.
Die Drescher stellten sich hinter das Stroh und schlugen mit den Flegeln unterhalb der Ähren ein, damit sich die Körner lösten.
Je nach Anzahl der Drescher, erfolgte das Dreschen in einem gewissen schwingenden Takt:
Der Zweitakt:
„Toll – patsch, Toll – patsch“
Der Dreitakt:
„Stich – Katz – o, Stich – Katz o“
Der Viertakt:
„Steig – aufi – hupf – oiche“
Der Fünftakt:
„Weilst – so – tep – pet – bist“
Der Sechstakt:
„Wer – nix – woiß – kann – auch – nix“
Aus diesem Stroh wurden dann im Winter abends im Stall so viele Strohbänder gedreht, das sie für das ganze kommende Jahr reichten.
Hochzeitsbrauch
„Der Metzger machte den Kellner, den Koch und zuletzt den Hanswurst.“
Eine Überlieferung von Oberlehrer Georg Götz, Wildenreuth
Hochzeiten waren früher ein kleines Volksfest, ein großer Aufzug – allzumal bei einem großen Bauern.
Der Zug in die Kirche bestand:
An der Spitze ein Musikcorps, dann folgte der Metzger in seinem Dienstanzug, auf dem Kopf eine Mütze, eine weiße Schürze um den Leib welche aufgerollt war, an der Seite hing ein Messer und ein Streicher, in der rechten Hand trug er ein seidenes Taschentuch mit einer Zitrone. Während des Festmahles machte der Metzger den Kellner, den Koch und zuletzt noch den Hanswurst.
Mancher Hochzeitszug bestand aus 40 bis 50 Personen, z.B. Brautführer, Brautmädchen, die nahen Verwandten und Freunde, Nachbarn und nach der Kirche wurde der Pfarrer und der Lehrer noch mitgenommen. Das tolle Hochzeitsschießen war gräßlich.
Während des Hochzeitsmahles kamen verschiedene Sitten vor, z.B:
Das Brautstehlen. Wurde die Braut gestohlen, mußten die Brautführer die Braut suchen und gegen Wein oder gegen Zigarren auslösen, dasselbe war auch bei dem Bräutigam üblich. Der Schluß endete mit einer Sammlung:
1. für die Brautleute
2. für Metzger und Köchin
3. für die Musik
Nach der Sammlung begab sich die ganze Festgesellschaft in einen Saal oder in ein großes Zimmer wo gepfiffen und getanzt wurde.
Die große Paucke, welche auf dem Speicher im Pfarrhof steht, wurde das Letztemal von einem Neustädter Musiker bei Bayers Hochzeit im Jahre 1862 geschlagen.
Die große Paucke ist in der Zwischenzeit verschwunden.