Oberförster Adam Bergmann (geboren am 29. November 1838 – gestorben am 18. August 1929)
Ihm machte es immer wieder Spaß, jemandem einen „Bären“ aufzubinden. Er war für seinen hintergründigen Humor bekannt.
Josef Bergler, ehemaliger Lehrer von Wildenreuth hat einige drollige Einfälle von Oberförster Bergmann gesammelt und somit sind diese der Nachwelt erhalten geblieben damit auch spätere Generationen noch über sein „Jägerlatein“ lächeln.
Einige seiner drolligen Einfälle seines unverwüstlichen Humors sollen hiermit erhalten bleiben.
Die Rackl-Hühner und die Tauben
Oberförsters Stolz war sein Geflügelhof. Eine Dame bewunderte einmal die Größe seiner Hühner. „Ja, sehn Sie“ entgegnete Bergmann, „das sind Racklhühner, die sind immer an den Waldsaum hinüber beim Futtersuchen und da hat sie ein Auerhahn „getreten“ und hier haben Sie das Ergebnis dieser Kreuzung. Auch diese Tauben dort haben eine Geschichte.
Vor Jahren habe ich einmal 2 Paar nach Hammerles verkauft. Der glückliche Besitzer stutzte ihnen die Flügel um sie eher im neuen Heim zu halten. Wie staunte ich aber, als ich am nächsten Morgen aus dem Hause trat. Da spazierten meine 4 Tauben zur Gartentüre herein mit geschwollenen Füßen: Sie hatten den mehrstündigen Weg zu Fuß zurückgelegt. Diese Anhänglichkeit hat mich so gefreut, daß ich seit der Zeit keine Tauben mehr verkauft habe.“
Der Hirsch als Reittier
In vergnügter Runde kam einmal das Gespräch auf den Mut der Rehböcke und daß es nicht so selten vorkäme, daß sie Menschen annähmen und mit dem Geweih bedrohten.
Da griff der „Alte“ in das Gespräch ein und erzählte: „Da ist mir einmal ein spaßiges Stück passiert. Es war im Jahre 1856. Die Jagd auf Hirsche war eben aufgegangen. Ich saß abends bei einbrechender Dämmerung auf dem Hochstand und erwartete einen kapitalen Vierzehnender, der hier austrat. Ich brauchte nicht lange zu warten, bis er kam, jedoch konnte ich ihm die Kugel schlecht antragen, da er durch Holzhauer aufgeschreckt wurde und in langen Fluchten über den Schlag wechselte. Dort brach er wie vom Blitz getroffen im Feuer zusammen.
Voller Freude kletterte ich von der Kanzel herab und eilte auf den Geweihten zu. Ich suchte den Einschuß und trat dabei mit einem Fuß über den Erlegten. Da sprang dieser mit einem Ruck in die Höhe und nahm mich als unfreiwilligen Reiter mit. Mein Messer stieß ich ihm ins Genick, es half nichts. Über Stock und Stein ging die wilde Jagd – bis ich in einer Kiefernschonung abgestreift wurde.
Erst ein volles Jahr später wurde er mein. Mein Messer stak ihm noch im Nakken, hier ist es, wenn Sie mir nicht glauben wollen.“
Der Meisterschuß
Ein andermal erzählte er:
„Auf der Pirsch hatte ich einen braven Sechser auf die Decke gelegt. Ich ging auf ihn zu und wollte ihn eben aufbrechen, als ich über dem Bächlein etwas Rotes liegen sah, und daneben glitzerte noch etwas im Grase. Bei näheren Zusehen war es ein Fuchs und am Ufer eine 3pfündige Forelle, die der gleichen Kugel, die dem Bock das Leben kostete, zum Opfer fielen. Voll freudiger Überraschung schlug ich die Hände über dem Kopf zusammen – und Heiliger Hubertus! – da hatte ich eine Schnepfe auch noch gefangen!
Der sonderbare Heilige
Einmal erzählte Bergmann folgendes Erlebnis: „Im Frühjahr – ich weiß nicht mehr genau in welchem Jahr – vielleicht vor 60 Jahren wurde ich auf dem Heimweg von Erbendorf von einem heftigem Regen überrascht. Ich wollte Glashütten noch erreichen, geriet aber in der Eile und infolge der Finsternis (Bergmann machte hier die Bewegung des Trinkens) in den Bach, den ihr da unten vorbeifließen seht. Dieser war durch den Regen so angeschwollen, daß mich die Fluten sofort ergriffen und mitrissen. Trotz aller Anstrengungen konnte ich mich nicht herausarbeiten – die Kräfte verließen mich und das Wasser trug mich fort – immer weiter, bis in die Oed bei Altenparkstein.
Dort blieb ich an einem Weidenstumpf hängen. Ich hatte noch soviel Geistesgegenwart, mich hinaufzuziehen – dann bin ich vor Erschöpfung eingeschlafen. Ein lautes Stimmengewirr weckte mich: „Heiliger Wendelin - bitt für uns!“ schlug es an mein Ohr. Was war geschehen? Das Wasser hatte sich in der Nacht wieder verlaufen und die Parksteiner die eine Bittprozession nach Kirchendemenreuth abhielten, hatten mich für den Heiligen Wendelin gehalten. Das war mir doch zuviel und ich schaute, daß ich schnellstens vom Baum herunter kam und nach Hause eilte.
Der Fuchs nimmt sein Gewand mit
Einmal brachte ich von der Jagd einen prächtigen Fuchs nach Hause. Unter der Haustüre stand bei meiner Heimkehr der damalige Waldwärter Götz. Dem warf ich den Rucksack zu und sprach: „Götz, zieh mir den Fuchs aus“. Der tat es und warf Fuchs und Balg in die Holzlege auf eine Bank. Nachdem wir uns beide an einer frischen Maß gelabt hatten, wollte ich den Balg ins Haus holen – als ich die Türe zur Holzlege öffnete, sprang mein Fuchs heraus – mir zwischen den Beinen durch, erschnappte schnell noch eine Henne und weg war er. Das Luder war wieder lebendig geworden, war in seinen Balg geschlüpft – und ich hatte das Nachsehen.
Seit der Zeit schließe ich ich den Balg immer weg, damit ich nicht wieder auf diese Weise drum komme!
Die Rehe mit den langen Schwänzen
„Lange Jahre hielt ich mir zahme Rehe. Wie es so geht, wurde einmal eine Ricke von meinem schottischen Schäferhund, einem Prachttier mit einer wundervollen buschigen Rute beschlagen. Ich schenkte dem Tier die Freiheit und im Frühjahr führte es richtig 2 Kitz Ich traute meinen Augen kaum, als ich das eine davon, ein Böcklein, mit einem langen buschigen Wedel springen sah. Es wuchs zu einem Staatsbock heran – wurde hin und wieder gesehen – jedoch gelang es niemand, den abnormen Bock zu erlegen. Heute noch sieht man hin und wieder, wenn man Glück hat, eins von diesen langgeschwänzten Rehen, die die sonderbare Anhängsel weiter vererbt erhielten“.
Die Reue
In früheren Bahren hat Oberförster Bergmann gerne einen ausgiebigen Schafkopf gedroschen. Einmal hatte er wieder einmal glücklich mit dem Herzzehner auf den „Alten“ geschunden und da ging das Kritisieren los, trotzdem Bergmann es beim Spiel nicht leiden konnte. Er schmiß die Karten hin, stand auf und ging.
Im Vorbeigehen am offenen Fenster hörte er noch von einem der Anwesenden einige Worte, die ihm galten – er kehrte um – eine Ohrfeige klatschte – und Bergmann war wiederum verschwunden.
Auf dem Gericht in Erbendorf kam man wieder zusammen. Der damalige Amtsrichter S. wollte eine Versöhnung zustande bringen und wollte von dem Beklagten eine Äußerung des Bedauerns hören.
„Sie waren halt etwas aufgeregt und heute tut es Ihnen sicherlich leid, daß Sie sich zu dieser Ohrfeige hinreißen ließen, nicht wahr Herr Oberförster?“ „Freili reuts mi“, entgegnete dieser trocken, „daß i ihm net no oane gebn hob!“
Da war jede Vermittlung zwecklos und Oberförster Bergmann wurde verknurrt.
Der Heimweg vom Preisschießen
In Hessenreuth hatten die Büchsen lustig geknallt und hernach saß man lange beisammen und zechte wacker und früh erfolgte der Aufbruch. Es war kein Wunder, daß so mancher müde im Gesicht und nicht mehr ganz standhaft war.
So erging es auch dem Oberförster von der Glashütten. Doch der wußte Rat. Zwei seiner Holzhauer, die mit von der Partie waren, wurden von ihm als „Stütze“ kommandiert, die Arme um deren Schulter gelegt, die Beine lang nachschleifend, so ging es den langen Berg mühsam hinauf.
Die stämmigen Holzknechte keuchten und schwitzten unter der doppelten Last. Endlich war die Höhe überwunden und das Forsthaus kam in Sicht.
Da hatte Bergmann ausgeschlafen, richtete sich auf und sprach: „Jetzt schaugts, daß ihr heimkommt, ihr gehört schon lang ins Bett!“
Den Dank stattete er ihnen erst Abends beim Nachbar ab und da wurde es halt wieder früh!
Der Oberförster Bergmann und die Kinder
Trotzdem ihm Kindersegen versagt blieb, hatte er ein warmes Herz für die Jugend.
Noch zu Lebzeiten seiner Frau Eva (gestorben 1909) stiftete er die Summe von 1000 Mark.
Die Erträgnisse dieser Stiftung sollten der Schuljugend von Wildenreuth, gleichgültig welchem Bekenntnisse sie angehörten, zufließen zur Deckung der Kosten für Wurst und Brot beim Kinderfest im Frühjahr.
Alljährlich richtete Bergmann vor seinem Forsthaus in Glashütten einen reich geschmückten Fest- und Spielplatz für die Kinder her.
Nachdem infolge der Inflation das Stiftungskapital entwertet wurde, leistete er alljährlich eine größere Summe.
Oberförster Bergmann erschießt den Teufel
„Ihr wißt, begann Bergmann, daß ich vordem beim Baron Nothafft in Poppenreuth
bedienstet war.“
Da passierte mir am 18. Mai 1868 ein unheimliches Stück. „Ich hatte mich beim Schnepfenstrich etwas verspätet und ging heim, als es fast finster war. Auf einem Seitenweg ging ein Mann auf meine Bahn zu. Ich hielt ihn zuerst für einen Schlotfeger, merkte aber bald meinen Irrtum. Der Mann wurde immer größer – und ich ging schneller, um vor ihm vorbei zu kommen.
Da stand er an der Kreuzung und bot mir den Gruß. Erschrocken schaute ich mir den unheimlichen Gesellen an, der seinerseits mich neugierig musterte. „Schönen Braten“ meinte der Fremde und deutete auf 3 Schnepfen, die am Galgen hingen. Darauf betrachtete er voll Interesse meinen Zwilling. Und da bemerkte ich mit Grausen, daß der Unbekannte niemand anders als der Leibhaftige sein konnte, denn er hatte einen Bockfuß und aus seinem Wams stand hinten ein kleines Schwänzlein heraus.
Auf seine Frage was das sei (er deutete auf meine Flinte) entgegnete ich, daß es eine lange Tabakspfeife sei. Da wollte er einen Zug daraus tun, weil er ein großer Freund des Tabaks sei, und nahm die beiden Läufe in den Mund. Kurz entschlossen drückte ich beide Hähne gleichzeitig ab.
Heute noch schüttelt es mich, wenn ich dran denke, wie der Teufel mir die Schrote ins Gesicht spuckte (Bergmann hatte bis zu seinem Ende diese Flecken im Gesicht und die Spuren der Schrote!) und sagte: „Sakra, rauchst Du an starken Tabak!“
Darauf empfahl er sich. Ich aber traute mich nicht, ihm nachzugehen, sondern schaute, daß ich schnellstens heimkam. Jetzt hatte ich die Gewißheit, daß es nur der Böse war, denn jedem Sterblichen hätte die doppelte Ladung den Tod gebracht.